Berliner Zeitung Feuilleton (06.01.2009)

Berliiner Zeitung Feuilleton 2009

Einbrüche von Outer Space

Das Festival Tanztage hat begonnen und zeigt überraschende Mixturen aus Schüttel- und Rütteleien
Michaela Schlagenwerth

Textausschnitt: Abends um sieben Uhr, wenige Minuten vor Vorstellungsbeginn, steht ein versprengtes Trüppchen vor dem Kassenhaus der Sophiensäle. Es sind diejenigen, die auf der Warteliste standen und trotzdem keine Karten bekommen haben für das Programm „Junge Choreografen“ beim Festival Tanztage. Auch die nächsten zwei Tage sind schon ausverkauft. Zwei Stunden früher kommen, direkt wenn die Kasse öffnet, und sich auf die Warteliste setzen lassen, rät der Kartenverkäufer. Es ist also alles wie immer bei Berlins kleinstem und beliebtestem Festival, das keine Stars, sondern den choreografischen Nachwuchs präsentiert.
Der Run ist groß; was man dafür bekommt, weiß man nicht. Oben im vierten Stock, im kleinen Hochzeitssaal der Sophiensäle, zeigt bei den „Jungen Choreografen“ als erste (…) ein zwanzigminütiges Solo (…) nur ist (…) so unaufhörlich mit all den Seilen und Knoten beschäftigt, um ihren Körper in unterschiedlichen Variationen aufzuhängen, das kein Raum mehr für das Eigentliche, für das Dazwischen bleibt.
Eben das zeigt dann in elektrisierend kurzen vier Minuten die noch in der Ausbildung befindliche Laura Keil in ihrem Solo „no way today“. Es ist überhaupt das eine Stück des Abends, wo jemand offenbar etwas wirklich Dringliches mitzuteilen hat – über den Körper, über den Tanz. Über hin- und herzuckende Bewegungen, die den Körper in unterschiedlichste Richtungen reißen, der überall sein möchte, sich nicht entscheiden kann, kein Zentrum findet. (…)

(Laura Keil befand sich zu dem Zeitpunkt im 3. Ausbildungsjahr an der Tanzakademie balance 1 – Anmerkung der Tanzakademie)